Die Baumfibel wurde 2016 in der Stadt Viersen mit großen Erwartungen veröffentlicht. Jetzt haben die Grünen den Antrag gestellt, ein Resümee zu ziehen. Angesichts aktueller Fällungen auf Streuobstwiesen sehen sie keinen positiven Effekt der Baumfibel. Der Kreis hat zudem festgestellt, dass viele Obstbäume verschwunden sind.
Die Baumfibel, die auf Freiwilligkeit im Umgang mit Bäumen setzt, wurde im Jahr 2016 eingeführt – statt einer Baumschutzsatzung, wie die Grünen damals beantragt hatten. Gleichzeitig wurde von der Kommunalpolitik beschlossen, nach drei Jahren ein erstes Fazit zur Wirksamkeit der Fibel zu ziehen. Dies haben die Grünen nun beantragt. Neben der politischen Fristsetzung sehen die Grünen auch einen aktuellen Anlass.
„Wir haben mitbekommen, dass auf einer Streuobstwiese in Viersen-Heimer vor kurzem rund 20 Bäume von einem privaten Eigentümer gefällt wurden – trotz Baumfibel“, erläutert Maja Roth-Schmidt, sachkundige Bürgerin der Grünen im Umweltausschuss der Stadt Viersen. „Diese Streuobstwiese steht im Landschaftsplan unter Schutz. Dennoch sind dort seit 1990 rund 80 von 100 Obstbäumen verschwunden.“
Martina Maaßen, Vorsitzende der Grünen Stadt Viersen und designierte Bürgermeisterkandidatin, berichtet weiter: „Der Kreis Viersen hat als Untere Landschaftsbehörde im letzten Jahr eine Kartierung der Streuobstwiesen in Viersen vorgenommen. Das offizielle Ergebnis liegt noch nicht vor, doch jetzt schon lässt sich sagen, dass viele geschützte Obstbäume verschwunden sind.“
Zwar verbiete eine Baumschutzsatzung in der Regel nicht das Fällen von Obstbäumen, argumentiert Ludwig Mertens, ebenfalls sachkundiger Bürger der Grünen im Umweltausschuss. „Doch damit sind einzelne Bäume oder Bäume in Obstplantagen gemeint. Einerseits stehen Streuobstwiesen im übergeordneten Landschaftsplan unter Schutz, andererseits lässt das Fällen von Obstbäumen auch Rückschlüsse auf die Behandlung anderer Bäume zu.“ Eigentümer seien entweder schlecht informiert oder würden bewusst rechtliche Vorgaben missachten. Sein Fazit: „Die Baumfibel ist sicher gut gemeint, doch ihre Wirkung ist praktisch Null. Die Praxis zeigt: wir brauchen eine Verankerung des Baumschutzes im kommunalen Satzungsrecht, die auch nicht gewerblich genutzte Obstbäume, Streuobstwiesen und Hecken einschließt.“
„Wir wollen wieder eine Baumschutzsatzung“, so Maja Roth-Schmidt. „Eine hundertjahrige Buche deckt zum Beispiel den Sauerstoffbedarf von 500 Menschen, filtert pro Jahr eine Tonne Feinstaub aus der Luft und senkt an einem heißen Sommertag die Temperatur in den Straßen um 3,5 Grad. Der Schutz von Bäumen muss in Zeiten des Klimawandels selbstverständlich sein.“ Deshalb werden die Grünen auch weiter eine Baumschutzsatzung für Viersen fordern.