Bereits im September 2019 haben die Viersener Grünen in einem Antrag an Rat und Verwaltung die Neupflanzung von Wäldern auf stadteigenen Flächen gefordert. Voraussetzung sollte sein, dass sich geeignete Flächen dafür anbieten. In seiner konstituierenden Sitzung am 1. Juli entscheidet der neugegründete Ausschuss für Klima- und Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft fast zwei Jahre nach der Antragstellung abschließend über diesen Antrag. Zwar ist die Verwaltung grundsätzlich nicht abgeneigt, mehr Waldfläche zu schaffen, sieht sich aber nicht in der Lage, dieses Ziel mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und personellen Möglichkeiten zu erreichen. Außerdem warnt die zuständige Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche davor, der Landwirtschaft Boden wegzunehmen und diesen mit Wald zu bepflanzen.
Fraktionssprecher Jörg Eirmbter-König bezweifelt, dass es keine geeigneten Flächen für neuen Wald gibt: „Wir wollen nicht ganze Äcker oder Weiden mit Bäumen bepflanzen, aber es gibt ausreichend Beispiele für Flächen, die für die Landwirtschaft unergiebig sind – zum Beispiel, weil der Boden selbst nicht optimal ist oder weil sich bestimmte Teilstücke mit großen Maschinen schlecht bewirtschaften lassen. Diese haben wir im Blick. Außerdem sprechen wir generell nur von Flächen, die der Stadt selbst gehören. Das müssen nicht zwangsläufig landwirtschaftlich genutzte Flächen sein. Wir wollen niemandem etwas damit wegnehmen!“ Möglich wäre es auch, nur einzelne Randstreifen um bestehenden Wald aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und sich selbst zu überlassen, so Eirmbter-König weiter. Hier entstünden dann durch natürliche Sukzession schnell Randsäume mit hohem Wert für die Artenvielfalt.
Falls die Ausschussmehrheit am 1. Juli mitgeht, soll die Verwaltung anschließend prüfen, auf welchen Flächen im Eigentum der Stadt, die bislang für andere Nutzungsarten vorgesehen sind, im Einklang mit den einschlägigen Bestimmungen des Bundeswaldgesetzes und des Landesforstgesetzes NRW Wald neu begründet werden kann. Über Planung und Umsetzung des Beschlusses sollen die Ausschussmitglieder regelmäßig unterrichtet werden. Für die Finanzierung und Betreuung der Flächen sollen auch alternative Modelle wie Sponsoring, Patenschaften und bürgerschaftlich-ehrenamtliches Engagement versucht werden – zum Beispiel durch örtliche Firmen und Vereine.
Die Grünen wollen mit ihrem Antrag nicht nur mehr für den Schutz der Natur erreichen. Co-Sprecherin Maja Roth-Schmidt begründet den Antrag auch mit dem Klimaschutz: „Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich aus dem Jahr 2019 belegt die effektive Wirksamkeit neuer Wälder gegen den Klimawandel. Die Forscher weisen nach, dass keine andere Maßnahme mehr geeignet ist, die bereits unvermeidliche Erhitzung der Erdatmosphäre auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Bäume, andere Pflanzen des Waldes und der humose Waldboden binden langfristig Kohlenstoff aus der Atmosphäre.“ Nach den Berechnungen der Schweizer Forscher müssten rund 900 Millionen Hektar zusätzlich mit Bäumen bepflanzt werden, um den Klimawandel wirkungsvoll zu bremsen. Roth-Schmidt: „Angesichts brennender Urwälder in Amazonien und des zweifelhaften Umweltbewusstseins der dort verantwortlichen Regierungen halten wir es nicht für besonders hilfreich, dass sich die Länder der Europäischen Union im Kampf gegen den Klimawandel allein auf Staaten verlassen, die bislang noch über waldreiche, großflächige Naturräume verfügen. Wir können nicht von anderen verlangen, was wir selbst nicht tun wollen!“ Außerdem profitierten von mehr Wald nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, die Erholung in der Natur suchen. Auch wirke sich jede Art von Grüner Infrastruktur im städtischen Raum positiv auf das Mikroklima aus, so die Grünen in ihrem Antrag.