Um die Schulen im kommenden Schuljahr dabei zu entlasten, die technische Infrastruktur für online-gestützte Unterrichtsformen einzurichten und zu betreuen, hat die Fraktion von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN im Stadtrat den Antrag gestellt, kurzfristig weiteres Personal für den IT-Support einzustellen, falls nötig auch als Aushilfskräfte und auf eine bestimmte Zeit befristet. Dafür sollen Fördermittel der Landesregierung aus dem Programm DigitalPakt Schule abgerufen werden.
Maja Roth-Schmidt, Fraktionsvorsitzende und Sprecherin ihrer Fraktion im Schulausschuss, begründet diese Forderung so: „In der Corona-Pandemie haben die Schülerinnen und Schüler über ein Jahr lang ganz oder teilweise zu Hause lernen müssen. Dabei wurde schnell klar, dass die vorhandenen Strukturen nicht ausreichen, um digitalen Unterricht auf einem ausreichenden Niveau anzubieten. Die Schulen waren weitgehend mit der Aufgabe auf sich alleingestellt, digitale Endgeräte für das Lehrpersonal und den Teil der Schülerschaft zum Einsatz zu bringen, der nicht über eigene Geräte verfügte. Bislang haben sich vor allem engagierte Fachlehrerinnen und -lehrer um die IT-Administration gekümmert. Diesen Zustand sollten wir nicht mit in das neue Schuljahr nehmen. Es muss jetzt schnell gehen!“ Es könne nicht angehen, dass zufällig vorhandenes Personal und teilweise sogar eher privates Engagement über die Bildungschancen von Kindern entscheiden, so die Viersener Grünen in ihrem Antrag an Rat und Verwaltung.
Der Hintergrund des Antrags: Der sogenannte „First-Level-Support“ der IT-Administration an den Schulen ist gemäß einer Vereinbarung mit den Kommunen aus dem Jahr 2008 unmittelbar dem Land Nordrhein-Westfalen zugeordnet. Die Aufgabe bleibt somit den Schulen selbst überlassen. Die Kommunen können als Schulträger bei dieser Aufgabe nur auf freiwilliger Basis tätig werden.
Während den Schulen selbst oft das geeignete Personal fehlt, um die digitalen Endgeräte, die durch das Land zur Verfügung gestellt werden, fachgerecht einzurichten, kann der durch die Stadt vertraglich verpflichtete Dienstleister für den IT-Support auf diesem Gebiet an den Schulen nicht tätig werden, weil sein Vertrag dafür nicht ausgelegt ist. Die Aufgabenteilung zwischen Schulträgern und dem Land ist nach Ansicht der Viersener Grünen überholt und steht einer strukturellen Neuaufstellung der Schulen im kommenden Schuljahr im Weg.
Roth-Schmidt betont die Notwendigkeit, auch über das Ende der Corona-Pandemie hinaus den Unterricht digital aufzustellen und zu unterstützen: „Wir werden nicht in den komplett analogen Unterricht zurückfallen, sondern die digitalen Möglichkeiten auch in Zukunft stärker nutzen. Das gilt für die Schulen ebenso wie allgemein für unser Berufsleben. Diese Entwicklung machen wir nicht mehr rückgängig!“ Helfen könnten nach Ansicht der Grünen auch Aushilfskräfte und Quereinsteiger. Da es überall an ausgebildeten IT-Fachkräften mangele, sollen nach Ansicht der Grünen auch qualifizierte Kräfte ohne die passenden Referenzen angesprochen werden, gegebenenfalls über Zeitarbeitsfirmen. Selbst studentische Hilfskräfte, die in IT-Studiengängen ausgebildet werden, könnten die Schulen entlasten. Als nächsten Schritt enthält ihr Antrag die Forderung, den bestehenden Vertrag für die IT-Administration neu auszuschreiben und um den First-Level-Support an Viersener Schulen zu ergänzen.
Der Antrag wird jetzt zunächst zwischen den Mitgliedern des Schulausschusses in einer Online-Sitzung am 10. Juni informell beraten, bevor er zur Entscheidung gelangt. Aufgrund der Corona-Pandemie sind derzeit alle Ausschusssitzungen in Präsenz abgesagt. Durch eine Änderung der Zuständigkeitsverordnung für die Zeit der Corona-Pandemie trifft in Viersen vorläufig nur der Stadtrat zu Entscheidungen zusammen, während die fachpolitischen Ausschüsse per Videokonferenz tagen. In diesem Format auch Beschlüsse zu fassen, ist rechtlich nicht möglich.